Freitag, 7. Mai 2010

10-05-07 Huhu Schweden! Wir sind da!

Was für eine Nacht. Nach dreimaligem Rumwälzen auf den ausgelegenen “Schlaf”-Sitzen haben wir tatsächlich für eine Weile die Augen zugemacht, allerdings immer nur so lang bis irgendein Körperteil so unerträglich schmerzte, dass ein Positionswechsel fällig wurde. Was dann doch relativ häufig vorkam. Jetzt ist es halb sieben, die erfahrenen Mitreisenden um uns herum rüsten sich langsam zum Aufbruch und gleich darauf ertönt auch die liebliche Stimme der Bordansagerin, die höflich, aber bestimmt dazu auffordert sich zu den Fahrzeugen zu begeben. Dies tun wir schweren Schrittes und sind erst einmal eine paar Minuten beschäftigt unsere Räder startklar zu machen. Mein Fast-Platten wird noch beseitigt und dann rollen wir los. Diesmal fahren wir inmitten der Autos die Gangway herab und man staunt nicht schlecht ob uns zwei Schwerbepackten! Schweden empfängt uns mit bestem nordischen Wetter, will heißen es ist kein Sonnenstrahl weit und breit zu sehen, außerdem stürmt es ganz schön heftig. Wie heftig erfahren wir als wir die letzten Häuser von Trelleborg hinter uns lassen, dort stellt sich uns nämlich eine kleine Wand entgegen. Na wenn das so weitergeht, kommen wir aber nicht weit! Wir kämpfen uns entlang der Straße und ich sag zu Ronny nach prüfendem Blick zur Wolkendecke: “Zumindest scheint es so als würde es trocken bleiben.” 2 Minuten später fängt es an zu regnen. Ich sag nix mehr. Gegenwind und Regen, das schreit förmlich nach einer Pause. Gegessen haben wir ja auch noch nichts, also gibt es jetzt erst einmal Frühstück in einer leicht löchrigen Bushaltestelle direkt an einem Bauerngut. Der Bauer kommt gerade vorbei und meint: “It’s cold.” Ja, das ist uns auch aufgefallen. Auf meine Frage wo denn die Sonne bleibt meint er, ‘die kommt nächste Woche’. Na wenn es der Bauer nicht weiß, wer dann? Wir stärken uns erst einmal an Cornflakes und ziehen noch einen Pullover unter die Regenjacke. Beim anschließenden Umsortieren der Taschen fällt mir auf, dass ich die Flasche meines Benzinkochers noch gar nicht gesehen habe. Auch nach gründlicher Suche ist das gute Stück nicht aufzufinden, das ist jetzt mal aber echt blöd. Keine Flasche – kein Kocher. Kein Kocher – kein Mittag. Ronny nimmt das für’s Erste so hin, ich glaube er hadert noch mit Wind und Wetter. Ich rufe gleich mal das Mausezahn an und gebe ihr den Auftrag ein paar Outdoor-Shop in Malmö herauszusuchen in welchen sich Flaschenersatz besorgen lässt. Und wir fahren weiter. Immer entlang der Route die uns das extra für Schweden gekaufte Garmin-Navi anzeigt. (Nicht schimpfen Mama!) Nach 2 Stunden haben wir schon einige Kilometer geschafft, der Wind kommt jetzt zwischenzeitlich mit viel Gewalt von rechts hinten. Allerdings wärt das Glück nicht all zu lang und als wir wieder einmal rechts in Hauptwind- und Regenrichtung eindrehen, ist es an Ronny erst einmal seinen Frust heraus zu fluchen. Ich tröste, “Wir schwenken dann irgendwann wieder nach links ein, das wird schon.” Zumindest lässt sich feststellen, dass die Klamotten dicht halten, frieren müssen wir auch nicht, so weit ist also alles in Ordnung. Zwischenzeitlich hat Mausezahn schlechte Nachricht gesmst, es ist in Malmö kein Campinggeschäft aufzutreiben und so schicke ich nun meinen weltenbummelnden kleinen Bruder auf die Suche nach einem geeigneten Shop. Leider findet auch er nur einen einziges Sportgeschäft, das ein bißchen was mit Outdoor zu tun hat, anscheinend kommt man in diesem Fall ohne Schwedisch-Kenntnisse nicht weiter. Wir programmieren diesen einen Shop ins Navi und durchqueren Malmö im noch anhaltenden Regen. Gegen Mittag gelangen wir an besagter Adresse an, leider fehlt von dem Laden jede Spur. Mist. Also weiter. In Ermangelung einer Kochgelegenkeit kehren wir schließlich an der nächst besten Imbissbude ein und lassen uns erst einmal Hamburger und Pommes schmecken. Richtige Sportlernahrung. Mit gefüllten Mägen ist der Regen und der Wind gleich etwas besser zu ertragen und so geht die Fahrt weiter Richtung Norden. Ein paar Meter außerhalb der Stadt stoßen wir auch auf den Cykelspåret, einen Radweg entlang Schwedens Westküste. Diesem folgen wir (durch Wind und Regen) bis zum Nachmittag teilweise direkt am Meer bis mich Ronny dann wissen lässt das es Zeit wird zur Zeltplatzsuche.  Man muss ja nicht übertreiben am ersten Tag. Wir haben zwar erst reichlich 50 Kilometzer geschafft und ich würde eigentlich gern noch weiterradeln, gebe mich dann aber geschlagen. Schnell sind ein paar Plätze entlang der Route gefunden, das Ziel ist gesetzt. Nach guten zweieinhalb Stunden durch Schwedens Mistwetter kommen wir in Landskrona an und besorgen uns im dortigen Baumarkt erst einmal einen Billigcampingkocher nebst Kartuschen für 10 Euro. Sieht zwar nicht ganz vertrauenerweckend aus das Teil, aber zumindest ist nun die Nahrungsaufnahme gesichert. Frohen Mutes nehmen wir die letzten Meter zum Zeltplatz unter die Räder und kommen schließlich da an wo er eigentlich sein sollte – aber wo ist der Zeltplatz? Außer einer Betonstellfläche ist erst einmal nichts zu sehen. Gut das noch zwei weitere Plätze in der Nähe sind. Leider entpuppt sich die nächste Schlafmöglichkeit als Sportplatz. Komisch. Der dritte Platz muss es nun werden und er wird es auch! Gegen halb sechs können wir endlich einchecken und ein Blick auf den Reisecomputer zeigt dass es am Ende doch noch 90km geworden sind! Was ich Ronny erst einmal verschweige, ich bin mal auf sein Gesicht gespannt wenn er diese Zeilen liest… :-)

Der Abend gestaltet sich dann ganz entspannt: Zeltaufbau, Duschen, Abendbrot und gegen 20 Uhr vernehme ich auch schon das erste Schnarchen von Ronny. Eine Stunde später krabbel auch ich in den Schlafsack und man kann ohne Übertreibung sagen: Den Schlaf heute haben wir uns verdient!

Tagesetappe: 90,4km
10-05-07

10-05-08

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